Auch wenn wir morgens aufwachen und uns nicht mehr an unsere Träume erinnern können, wir träumen. Schließlich verarbeiten wir unsere Erlebnisse und das Gelernte in unserem Schlaf. Wer jedoch die Fähigkeit des luziden Träumens besitzt, der weiß nicht nur, dass er träumt, sondern kann seinen Traum auch aktiv steuern.
Traum vs. Realität
In seinen Träumen kann man als luzider Träumer sämtliche Fantasien ausleben, egal ob fliegen oder unter Wasser atmen. Dabei ist die Eigenschaft des Klarträumens auch lernbar. Allerdings bedarf es dafür viel Übung, Geduld und den richtigen Techniken. Doch wie erkennt man nun, ob es sich um einen Traum oder doch die Realität handelt?
Paul Tholey, Psychologe und Klartraumforscher, unterscheidet Klarträume von gewöhnlichen Träumen anhand von sieben Kriterien:
- Klarheit, dass man träumt
- Klarheit über Entscheidungsfreiheit
- Klarheit des Bewusstseins im Vergleich zum Verwirrtheits- oder Dämmerungszustand
- Klarheit über sein eigenes Wachleben
- Klarheit über seine Sinne und Wahrnehmung
- Klarheit über die Traumerinnerung
- Klarheit über den Traumsinn
Laut Tholey müssen die ersten vier Kriterien erfüllt werden, damit man überhaupt von einem Klartraum sprechen kann.
Mittels Realität-Check lässt sich feststellen, ob es sich nun tatsächlich um einen Traum handelt. Jedoch muss auch diese Fähigkeit erst einmal erlernt werden. Mögliche Anzeichen die darauf hinweisen, dass man träumt, können beispielsweise sein, dass eine Uhr keine Zeiger hat oder Wände sich verformen, wenn man sie berührt.
Klarträumen und Schlafphasen
Empirisch lassen sich Klarträume überwiegend in der REM-Phase nachweisen. Dabei erfolgt dieser Nachweis mittels Augenbewegungen, da die Augenmuskulatur im Gegensatz zu allen anderen Muskeln im Klartraum willkürlich steuerbar bleibt. Der Träumende kann somit während des luziden Träumens, mit vorher vereinbarten Zeichen nach außen kommunizieren, dass er gerade klarträumt.
Forschern der Universität Bonn ist es auf diesem Weg gelungen, während der luziden Traumepisoden eine veränderte Aktivität des präfrontalen Cortexes nachzuweisen. Dieser ist für die kritische Bewertung von Ereignissen verantwortlich und ruht normalerweise während man schläft.
Luzides träumen lernen
Neben viel Geduld und Übung, empfiehlt es sich beim Erlernen des luziden Träumens auch ein Traumtagebuch zu führen. So hat man einen Überblick darüber wie häufig und auch was man träumt. Man sollte zudem seine Träume in den jeweiligen Schlafphasen bewusst wahrnehmen lernen. Die Traumwahrnehmung ist dabei der erste Schritt. Erst dann kann man Träume auch bewusst steuern.
Anwendungsbereiche des Klarträumens
Viele Sportler nutzen die Eigenschaft des Klarträumens für sich. In den Klarträumen können dabei komplexe Bewegungsabläufe optimiert und beliebig oft wiederholt werden. Beispielsweise lassen sich durch Traumwiederholungen Spielzüge perfektionieren. Aber auch in der Psychotherapie kommt die Fähigkeit des Klarträumens häufig zur Anwendung. Vor allem Menschen, die unter starken Albträumen leiden, können durch das luzide Träumen ihre Träume selbst steuern und dadurch lernen, den Albtraum zu lenken und zu entfliehen.
Quelle: U. Voss, R. Holzmann, I. Tuin, J. A. Hobson: Lucid dreaming: a state of consciousness with features of both waking and non-lucid dreaming. In: Sleep. Band 32/ 9 (2009)#
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