Atmen ist ein unbewusster Vorgang, der sich automatisch an externe und körperinterne Einflussfaktoren anpasst. Bewusstes und achtsames Atmen findet oft nur dann statt, wenn der Mensch sich in einer Ausnahmesituation befindet und/oder mit intensiver körperlicher Anstrengung konfrontiert ist, wie beispielsweise während der mütterlichen Geburt.
Gründe für „falsches“ Atmen
Eine Vielzahl an Menschen atmet unbewusst falsch und beeinflusst damit physische und psychische Körperfunktionen negativ. Die Atmung ist dann oft zu flach und es findet kein „tiefes“ Einatmen statt.
Die Gründe für diese ungünstige Atemtechnik sind sehr vielschichtig. Zum einen ist das vermeintlich „perfekte“ Körperbild besonders in der europäischen Kultur geprägt von einem flachen Bauch, was viele Personen automatisch dazu bewegt, den Bauch permanent einzuziehen. Betroffene behindern den Atemfluss dadurch enorm. Zum anderen leiden viele Personen unter Fehlhaltungen und/oder Übergewicht, was ein optimales Atemgeschehen beeinträchtigt. Auch Stress führt zwangsläufig zu einer veränderten Atmung.
Patienten mit Erkrankungen der Atemorgane, zum Beispiel mit chronisch obstruktiver Bronchitis, Asthma usw. oder auch Lähmungserscheinungen sowie Traumata im Thorax-Bereich, sind in ihrer Atemleistung größtenteils schwer beeinträchtigt.
Vorteile einer Atemtherapie
Unter dem Begriff Atemtherapie werden die Prophylaxe sowie Behandlung von Krankheiten, mithilfe der Beeinflussung des Atems, zusammengefasst. Eine Atemtherapie kann demnach den Krankheitsverlauf bei verschiedenen körperlichen und seelischen Beschwerden mildern und/oder diesen vorbeugen.
Mit speziellen Atemübungen kann ganzheitlich auf den Organismus eingewirkt werden, um den unbewussten Atemvorgang bewusst wahrzunehmen und so zu steuern, dass er die Gesundheit positiv beeinflusst.
Mögliche Anwendungsgebiete einer Atemtherapie sind:
- Schmerzen des Bewegungsapparates (z.B. Rückenschmerzen)
- Kreislaufstörungen
- Migräne/Kopfschmerzen
- Erkrankungen der Atemwege oder Organe
- Psychische Problematiken (z.B. Depressionen)
- Stresssymptome
- Sprachstörungen
- Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
Für alle Personen und besonders für Patienten mit Lungenproblemen ist eine Zwerchfellatmung bzw. Bauchatmung äußerst wichtig, um die zur Verfügung stehende Lungenkapazität bestmöglich nutzen zu können. Mit regelmäßigen Atemübungen kann die Zwerchfellatmung aktiviert und gestärkt werden. Dadurch wird die Behandlung von Atemwegserkrankungen unterstützt sowie das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit gesteigert.
Regelmäßige Atemübungen können Muskelverspannungen lösen, das Stresslevel senken und die Sauerstoffversorgung verbessern. Durch eine Harmonisierung des vegetativen Nervensystems können außerdem Ein- und Durchschlafprobleme erfolgreich behandelt werden.
Die 4-7-8-Atemtechnik
Es existieren unterschiedliche Methoden, um sich der eigenen Atmung bewusst zu werden und diese umzustellen. Eine Möglichkeit ist die 4-7-8-Atemtechnik, die der amerikanische Mediziner Andrew Weil entwickelte. Der Ursprung dieser Methode liegt im Pranayama-Yoga, einer Energieübung, die sich der Atmung bedient, um die Atembewegung zu trainieren und so das Atemsystem zu stärken.
Abfolge:
- Zur Vorbereitung eine bequeme Position wählen und die Zungenspitze am Gaumen über den Vorderzähnen positionieren. Danach vollständig durch den Mund ausatmen.
- Der Mund wird geschlossen und langsam durch die Nase eingeatmet, währenddessen leise bis vier zählen.
- Den Atem anhalten und im Kopf bis sieben zählen.
- Abschließend durch den Mund hörbar ausatmen und bis acht zählen.
Die Übung wird anfänglich viermal hintereinander wiederholt. Mit regelmäßiger Praxis gleichen sich der Herzrhythmus sowie der Zählrhythmus an. Nach wenigen Wochen kann die Wiederholfrequenz auf acht Mal ausgedehnt werden.
Die 4-7-8-Atemtechnik hilft unter anderem beim Stressabbau und unterstützt das Einschlafen. Ängste und Sorgen werden aus dem Bewusstsein verbannt. Die Sauerstoffversorgung verbessert sich und Stresshormone werden abgebaut, Blutdruck und Herzfrequenz sinken. Körper und Geist kommen zur Ruhe.
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