Wie jedes Jahr findet auch heuer am 21. September der Welt-Alzheimertag statt. Mit diesem internationalen Thementag soll vom gesellschaftlichen Stigma gelöst diese Erkrankung und die davon Betroffenen in den Mittelpunkt gerückt werden, um darüber aufzuklären. Alzheimer und Demenz werden fälschlicherweise von vielen für eine bedauerliche Begleiterscheinung des Alterns gehalten – dabei kann man noch im fortgeschrittenen Alter bestimmte Faktoren berücksichtigen, um sich vor einer solchen Erkrankung zu schützen.
Die neurodegenerative Alzheimer-Erkrankung verursacht vielfaches Leid: Neben dem fortschreitenden Verlust des Erinnerungsvermögens samt Veränderungen der Persönlichkeit ist es für den Angehörigen äußerst schmerzhaft, mitanzusehen, was da mit dem geliebten Menschen geschieht. Mit einem bewussten Lebenswandel können wir zum Selbstschutz beitragen. Zur Prophylaxe gehören u.a. die passende Ernährung, mentale und physische Aktivität und guter, erholsamer Schlaf. Vor allem die Tiefschlafphase ist hier ausschlaggebend.
Dieser enge Zusammenhang zwischen Alzheimer und Schlaf wurde in einer kürzlich erschienenen Studie der kalifornischen UC Berkeley erneut bestätigt. Demnach wollen Neurowissenschaftler eine Methode herausgefunden haben um vorherzusagen, wann eine Person an Alzheimer erkranken wird – und zwar basierend auf ihrem Schlafverhalten. Laut Schlafforscher Matthew Walker sei langfristig angehäufter Schlafmangel ein signifikanter Prognosefaktor, um eine spätere Alzheimer-Erkrankung vorherzusagen. Grund dafür sind Proteinablagerungen im Gehirn.
Gefährliche Proteinablagerungen
Bei den 95 Studienteilnehmern handelte es sich um gesunde Senioren im Alter von bis zu 100 Jahren. Mittels Positron-Emissions-Tomographie (PET) konnten Walker und Kollegen bei Erwachsenen, die in ihren 40ern und 50ern schlechter geschlafen hatten, ein erhöhtes Aufkommen von Beta-Amyloid-Proteinen nachweisen. Hatte der Schlaf zwischen ihrem 50. und 70. Lebensjahr gelitten, zeigten sich vermehrt Tau-Protein-Klumpen. Beides führt zwar nicht zwingend zu einer Demenz, geht aber mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einher. Aufgrund dieser Erkenntnisse empfehlen die Forscher, ältere Patienten nach Veränderungen im Schlafverhalten zu befragen, um den Schlaf zu verbessern und dadurch die Symptome einer Demenz zu hemmen. So könnte etwa die richtige Behandlung von Schlafapnoe oder Schlaflosigkeit indirekt der Demenz vorbeugen.
Synchronisierte Gehirnwellen
Das Forschungsteam machte eine weitere Entdeckung: Personen mit erhöhtem Gehalt an Tau-Proteinen mangelte es häufiger an den synchronisierten Gehirnwellen, die mit gutem Schlaf assoziiert werden. Die Synchronisierung der Gehirnwellen während der Non-REM-Schlafphasen sorgt für eine Übertragung von Informationen aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Kommt diese Synchronie abhanden, wird der Mechanismus gestört, und Erinnerungsinhalte eher vergessen.
Ein Biomarker für Demenz?
So vielversprechend diese Forschungsergebnisse auch sind, müssen noch weitaus mehr Untersuchungen dieser Art angestellt werden, um die Verbindung zwischen Proteinklumpen und Demenz oder Alzheimer zu bestätigen. Die dafür eingesetzten PETScanner sind allerdings äußerst teuer und selten, und verlangen außerdem die Injektion radioaktiver Substanzen. Es geht auch kosteneffizienter und weniger intrusiv: Diese neue Studie suggeriert, dass sich auch simple Schlafmessungen als geeignete Lösung anbieten, um Schlafveränderungen zu tracken. Die Hoffnung der Initiatoren dieser Studie besteht darin, diese mit Alzheimer assoziierten Proteine zukünftig anhand spezieller, portabler Geräte beobachten und auswerten zu können. Schlafforscher Walker dazu: “Die Botschaft halte ich für sehr eindeutig: Sobald man Schlafschwierigkeiten entwickelt, sollte man den Arzt aufsuchen und Mittel finden, um den Schlaf zu verbessern. Unserer Einschätzung nach lebt man so nicht nur unmittelbar besser, sondern verringert auch langfristig das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.“