Die Schule hat begonnen, die Unis folgen in Kürze. Prüfungen, Schularbeiten, Referate lassen nicht mehr lange auf sich warten – Lernen wird für Schüler und Studenten wieder zu einem großen Thema. Aus verschiedenen Gründen reicht manchmal die Zeit nicht aus, um am Tag X vorbereitet zu sein. Deshalb wird von vielen die Nacht zum Tag gemacht, um so viel Stoff wie möglich „abzuarbeiten“. Was die meisten nicht wissen, ist, dass unser Gehirn den Schlaf benötigt, um Gelerntes zu verarbeiten und abrufbereit zu machen.
Schlafforscher Jan Born vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität Tübingen und sein Forschungsteam haben in einer Studie untersucht, ob sich unsere Gedächtnisleistung durch Schlafen beeinflussen lässt. Für das Lernen ist wohl das Durchlaufen und Zusammenspiel aller Schlafphasen wichtig; mittels EEG haben die Forscher jedoch herausgefunden, dass vor allem die im Tiefschlaf vorherrschenden langsamen Delta-Wellen wichtig für die Gedächtnisbildung sind.
Bei der Studie führten Erwachsene und Kinder ein Spiel durch, bei dem nach scheinbar willkürlichen Lichtsignalen ein Knopf gedrückt werden musste. Das dahinterstehende komplexe Muster wurde von keinem der Studienteilnehmer bewusst wahrgenommen. Am nächsten Tag wurde nach ausreichend Schlaf ein zweiter Testdurchlauf durchgeführt: alle Teilnehmer haben klar besser abgeschnitten. Auffallend war, dass vor allem bei Kindern eine deutliche Steigerung feststellbar war. Kinder verfügen über mehr Tiefschlafphasen als Erwachsene – und in den Tiefschlafphasen passiert das Erkennen von Mustern.
Motorische Fähigkeiten
Aber nicht nur das Erlernen von neuen Inhalten braucht Schlaf, auch das Erlernen neuer Bewegungsabläufe und –muster. Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin am St.-Hedwig-Krankenhaus in Berlin, und sein Team haben im Fachjournal „Sleep“ eine Studie veröffentlicht, aus der klar ersichtlich wird, dass gerade im REM-Schlaf neue Bewegungsmuster – egal, ob ein Sportler seine Abläufe optimiert, das 10-Finger-System erlernt werden sollte oder neue Klavierpartituren geübt werden – verarbeitet werden. Nachdem herausgefunden wurde, dass die Versuchsteilnehmer 30 Minuten nach dem Einüben jeweils ihre persönliche Bestleistung erreichten, hat eine Gruppe Teilnehmer vier Stunden geschlafen, die andere Gruppe blieb wach.
Ein klarer Unterschied war erkennbar: Die Gruppe, die vier Stunden geschlafen hatte, konnte das Bestleistungs-Niveau wieder erreichen, bei der Gruppe mit vier Stunden Wachphase war die Leistung deutlich geringer. Nachdem diese Gruppe den Schlaf nachholte, konnte auch sie wieder ihre Bestleistung erreichen. Unabhängig davon, ob gleich nach dem Erreichen der Bestleistung geschlafen wurde oder erst später – zwölf Stunden später waren die Leistungen beider Gruppen wieder vergleichbar.
Lernen statt Schlafen macht also keinen Sinn – unser Gehirn kann die Informationen gar nicht so verarbeiten, wie sich manch Spät-Lerner wünschen würde.
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